Auf zur zweiten Runde. Steyregg ist bei uns zu Gast und auf fast jedem Brett mit circa 200 ELO-Punkten weniger ausgestattet. Ein hoher Sieg also garantiert? Tja, sollte man meinen. Schach hat allerdings so seine Tücken, und der Aussagekraft der Papierform darf man nur sehr eingeschränkt vertrauen. Sie besteht nämlich nur auf dem Papier.
Heimvorteil? Auch das ist so eine Sache. Wir müssen wieder einmal ins Kämmerchen ausweichen und sitzen daher (auch weil gleichzeitig unsere Kreisliga aufgeigt) „etwas“ beengt.
Brett 1: Erwin Rumpl - Florian Raber 0:1
Interessante Partie von der Eröffnung weg, von Erwin, dem seltenen Valentiner Gastspieler, vielleicht ein wenig zu optimistisch vorgetragen. Florian verteidigt sich (trotz miserabler Sicht, die Lichtbedingungen auf Brett 1 sind ab ca. 17 Uhr katastrophal) umsichtig, schnappt die angebotene Figur und bringt den überraschenden Punkt für Steyregg ins Trockene.
Brett 2: Hans-Martin Leichtfried - Klaus Theuretzbacher 0:1
Juhu, ein spezieller Sieg. Weil viel, viel schneller gespielt als üblich (ich muss abends in Linz sein). Und weil fehlerlos vorgetragen. Vielleicht tut mir das Tempo ja gut, da komme ich gar nicht zum Verkomplizieren. Jedenfalls schaffe ich es, aus einer relativ öden, perspektivenlos anmutenden Stellung heraus maximalen Druck zu erzeugen. Hans-Martin gibt exakt eine Sekunde vor Ablauf der Zeit auf. Nicht zu spät, aber auch nicht zu früh.
Brett 3: Joachim Dornauer - Herbert Holzmann 0:1
Man kennt das vom Fußball. Powerplay über 90 Minuten, und der Ball will und will einfach nicht ins Tor. Herbert kommt aus seinem „Strafraum“ (6.-8. Reihe) kaum heraus, lange kann er keine Nadelstiche setzen. Joachim fährt alles auf, was er so an Figuren findet. Wann geht es dem schwarzen Monarchen endlich an den Kragen? Tja, leider gar nicht. Und so kippt die Partie, und Herbert kann in der Verlängerung (also im Endspiel) einen (von mir zwar irgendwie befürchteten, aber trotzdem niemals ernsthaft geglaubten) Sieg einfahren.
Brett 4: Josef Wegerer - Peter Kranzl ½:½
Auch nicht gerade das, was wir uns von dieser Paarung erhofft haben. Peter macht aus einer ausgeglichenen Eröffnung heraus zwar Druck am Damenflügel und steht eine Spur besser, aber irgendwie findet er den Dosenöffner nicht. Relativ früh einigen sich die beiden auf Remis – ich habe den Verdacht, dass es etwas mit Peters friedlichem Gemüt zu tun haben muss. Er selbst meint im Nachgang, es habe ihm an Nerven und Geduld gefehlt. Nachvollziehbar, wie ich meine.
Brett 5: Johann Weilguni - Eduard Raber 0:1
Sorry, das verstehe ich leider ganz und gar nicht. Als ich das Spiellokal verlasse, ist nach unaufgeregtem Verlauf mit beiderseits solidem Spiel innerhalb der so genannten Remisbreite ein völlig ausgeglichenes Turmendspiel auf dem Brett. Ich denke mir noch, naja, das wird der Hans wohl nicht gewinnen können, schade. Und dann lese ich 0:1. Ich befürchte, er hat etwas zu viel des Guten versucht und damit seinem jungen Gegner beim Gewinnen geholfen.
Brett 6: Thomas Wadsack - Martin Koch 0:1
Andererseits das! Martin leidet praktisch die ganze Partie, sein Gegner kombiniert und kombiniert und sackt dabei Martins Dame ein. Der bekommt dadurch plötzlich Gegenchancen, und Thomas gelingt es nicht, in den Verteidigungsmodus umzuschalten. Schwuppdiwupp, hat sich alles gedreht, und der Punkt bleibt in Valentin.
Fazit
Eine Enttäuschung. Die optische und nominelle Überlegenheit nicht verwertet und vor allem aus den Weißpartien viel zu wenig gemacht – das Ergebnis spricht Bände: 0,5:5,5 für die Blackies. Wie lässt sich so etwas erklären? Vielleicht damit, dass man in der Indoor-Dämmerung (unter Heimvorteil stelle ich mir etwas anderes vor) schon mal die Drohungen der fast nicht zu unterscheidenden schwarzen Figuren übersehen kann. Das nächste Mal treten wir dann mit Stirnlampen an…
Kann man nach zwei Runden schon von Trends und Serien sprechen? Wohl kaum. Dennoch war auffällig, dass sich – sowohl bei uns als auch beim Gegner – viele der Ergebnisse aus der ersten Runde wiederholten. Fortsetzung folgt? Manche werden sich das wünschen, andere wohl ganz und gar nicht.
Ergebnisse
Bericht: Klaus Theuretzbacher
Fotos: Peter Kranzl












