Vergangenes Wochenende fanden im Grieskirchner Veranstaltungszentrum Manglburg die ersten drei Runden der heurigen Saison in der 2.Bundesliga Mitte statt. Mit einem Sieg und einem Unentschieden kann unser Team durchaus zufrieden sein, so die Vorgabe von Captain Reinhard.
1.Runde: St.Valentin - Frauental 2 3,5:2,5
Gegen das Team aus dem steirischen Frauental waren wir elomäßig leichter Favorit. Dass das nicht immer von besonderer Bedeutung ist, mussten Reinhard und ich auf Brett 5 und 6 zur Kenntnis nehmen. Aber der Reihe nach.
Brett 1: Laszlo Gonda - Daniel Kristoferitsch 1:0
In einer anfänglich ruhigen Positionspartie kam es um den 20. Zug zu einem lang anhaltenden Schlagwechsel, bei dem sich Laszlo gegen Kristoferitsch einen Mehrbauern erspielen konnte. Die Frage war, ob sich der auch in einen Sieg ummünzen lässt. Jedenfalls war Geduld erforderlich. Mit großmeisterlicher Technik verstärkte Laszlo den Druck, konnte aus dem Mehrbauern einen Freibauern machen, und dieser hatte nach rund fünfstündiger Spielzeit auch das letzte Wort in Form einer prächtigen und entscheidenden Gabel. Nice!
Brett 2: Kurt Fahrner - Jakob Postlmayer 0:1
Fahrner ist seit Jahren über die steirischen Landesgrenzen für sein unorthodoxes Spiel bekannt, das ihm schon den einen oder anderen schönen Erfolg brachte. Dieses Mal allerdings lief es für ihn gar nicht gut. Jakob war mit Schwarz gut präpariert und nahm ein weißes Bäuerchen nach dem anderen vom Brett, blieb aber beim Erwidern der Bauernspenden äußerst knausrig. Das brachte dem seit Wochen in großartiger Form spielenden Internationalen Meister in spe nicht weniger als vier (!) Mehrbauern ein. Nicht schmal. Als Fahrner dann auch noch eine Figur verlor, verlor er auch die Lust am Weiterspielen. Ein souveräner Sieg!
Brett 3: Florian Sandhöfner - Johann Krebs 1:0
Ein lustiges Hauen und Stechen gab es am dritten Brett zu sehen, wie es so oft aus der Sizilianischen Verteidigung entsteht. Florian baute sich umsichtig ein starkes Zentrum auf. Krebs wiederum suchte sein Heil in einem dynamischen Gegenangriff am Königsflügel, für den er seinen h-Bauern weit nach vorne schob. Florians Bauernschutz hatte einige Löcher, dennoch schien ein schwarzer Erfolg unwahrscheinlich. Die Lage spitzte sich zu, als Schwarz sein Pferd opferte, um dem weißen König auf den Pelz rücken zu können. Flo hatte die Sache aber gut im Griff, und als Krebs zu wenig Material für einen direkten Angriff übrig blieb, war der Punkt im Sack.
Brett 4: Hubert Ebner - Lukas Breneis ½:½
Luki versuchte mit Schwarz das Gleichgewicht mit seinem geliebten Doppelfianchetto zu stören. In der Hinsicht hatte er bescheidenen Erfolg: Ebner agierte äußerst umsichtig, um nicht zu sagen vorsichtig. Als Luki am Damenflügel die Bildung eines gedeckten Freibauern für Weiß zuließ, musste er auch langsam seine ohnehin nie wirklich realistischen Sieghoffnungen begraben und sich mit dem Remis zufrieden geben.
Brett 5: Reinhard Heimberger - Simon Grünwald 0:1
Auf dem fünften Brett spielte Reinhard gegen Grünwald die Englische Eröffnung. Optimistisch wie es ihm eigen ist, ließ er einen weißen isolierten Bauern auf der c-Linie zu, um als Kompensation dafür aktives Figurenspiel zu bekommen. Alleine, das aktive Figurenspiel blieb aus, weil Reinhard in der Vorausberechnung übersehen hatte, dass sein junger Gegner Damentausch erzwingen konnte. Die weißen Bauernschwächen fielen damit stärker ins Gewicht, und resultierten schließlich in einem Minusbauern. Grünwald ließ es auch nicht nehmen, von einem Blackout unseres Captains zu profitieren, als der einen weiteren Bauern einstellte und damit auch die Partie endgültig in den Sand setzte.
Brett 6: Tobias Maier - Joachim Dornauer 1:0
Übel lief es auch auf Brett 6. In einem Sizilianer fand ich nicht so richtig ins Spiel, aber mein junger Gegner ließ es auch eher gemächlich angehen. Mit mehr Kompromisslosigkeit hätte er wohl Vorteil erzielen können. Tobias leistete sich aber einen Lapsus, und damit war mein Pessimismus auch gewichen. Rein optisch war meine Stellung keine Augenweide - geschenkt, aber sie war sehr okay. Nach einer hübschen Zentralisierung meiner Dame dachte ich auch zum ersten Mal, so etwas wie Vorteil erreicht zu haben. Was dann folgte, war allerdings eine Serie schlechter Züge, von denen der letzte ein glatter Einsteller war. Das wars dann auch.
Fazit:
Ein knapper Sieg ist ein Sieg. Das gilt insbesondere in der 2.Bundesliga, in der im Gegensatz zur oberösterreichischen Mannschaftsmeisterschaft die Mannschaftspunkte mehr zählen als die Brettpunkte. Insofern: Alles paletti. Reinhard scherzte gar, dass er rasch genug aufgegeben hatte, so dass Laszlo gar nicht die Gelegenheit bekam, einen Gedanken auf ein Remis verschwenden zu können...
Bericht: Joachim Dornauer
2.Runde: Gleisdorf - St.Valentin 2,5:3,5
Nach dem knappen Auftaktsieg gegen Frauental 2, sind die Hoffnungen auf einen neuerlichen Punktgewinn gegen Gleisdorf natürlich hoch. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es heute besonders gut laufen wird.
Auf den Brettern 1 bis 4 spielen unverändert Laszlo, Jakob, Flo und Luki. Auf den Brettern 5 und 6 waren Hellmayr Alois und Eder Andi am Start. Unsere Gegner aus Gleisdorf spielten mit derselben Mannschaft wie am Vortag in folgender Reihenfolge: GM Stevic Hrvoje, GM Heinemann Thies, FM Wegerer Fred, FM Frosch Erich, Ofner Maximilian und Walzl Martin. Und los geht’s mit der 2. Runde der Bundesliga Mitte…
Hatte ich schon erwähnt, dass ich das Gefühl habe, dass es heute besonders gut laufen wird? Und so kam es, dass ich bereits nach 5 Zügen in der Eröffnung gegen FM Frosch einen Zentrumsbauern mit einer (relativ einfachen) Gabel gewinnen konnte und das bei einer richtig starken Stellung.
Ich hätte gehofft, dass ich unser Team schnell mit 1:0 in Führung bringen konnte, aber so einfach und vor allem so schnell wie bei Laszlo gegen Stevic ging es dann doch nicht. Laszlo schaffte nämlich mit Schwarz gegen den elomäßig leicht stärkeren Gegner ein schnelles Remis. Ein sehr wichtiger halber Punkt fürs Team. Nach 20 Zügen war dann aber auch meine Partie (aufgrund des schweren Patzers meines Gegners in der Eröffnung) entschieden. Der Spielstand lautete also zu diesem Zeitpunkt bereits 1,5:0,5 für uns.
Ab dann verfolge ich bis zum Ende des Wettkampfes gespannt als mannschaftsführender Zuseher unsere Partien. Seit diesem Tag weiß ich jetzt auch: Irgendwie ist das schon Einiges, was sich da unser Reini immer mitmacht.
Auf Brett 2 steht Jakob leicht, aber solide besser gegen Heinemann. Auf Brett 3 hat Flo teilweise einen, manchmal auch 2 Bauern in einem etwas verstrickten Turmendspiel mehr. Auf Brett 5 spielt Alois eine sehr interessantes Turm-Läufer-Endspiel mit leicht schlechterer Bauernstruktur, aber aktiverem Spiel. Eder Andi hat zu diesem Zeitpunkt ein remislich aussehendes Turmendspiel am Brett. Mit jedem weiteren getauschten Bauern scheint die Punkteteilung sicherer. Und das war dann auch das nächste Ergebnis. Zwischenstand 2:1.
Wir brauchen nur noch 1,5 Punkte aus den 3 übrigen Partien für den angepeilten und so wichtigen 2. Mannschaftssieg. Und das sollte bei diesen Stellungen absolut im Bereich des Möglichen sein.
Bei Flo lichtet sich immer mehr das Feld und seine 2 Mehrbauern kommen immer besser zum Vorschein. Allerdings sind diese ziemlich verstreut am Brett und der gegnerische Turm verhindert ein Weiterkommen. Nach einigen Versuchen von Flo, muss er ein Remis in Kauf nehmen. Trotzdem eine starke Leistung und ein weiterer wichtiger halber Punkt zum 2,5:1,5.
Auf Brett 5 geht es in beidseitiger Zeitnot Schlag auf Schlag. Alois ist mittlerweile in einem "Doppel-Läufer-Endspiel" (nennt man das so?!) und spielt ein interessantes Bauernopfer, wodurch er seinen König ins Zentrum bringen kann und den soeben geopferten Bauern zurückerobern kann. Dieses mutige Manöver ermöglichte aber seinem Gegner (etwas glücklich) durch einen Freibauern am Damenflügel unerwartetes Gegenspiel. Alois versucht mit einigen kreativen Ideen, die Niederlage abzuwenden. Nach etwas mehr als 4 Stunden muss er sich aber Ofner Maximilian, der ab dem Bauernopfer eine perfekte Partie spielt, geschlagen geben. Schade – Alois hätte sich meiner Ansicht hier definitiv mindestens ein Remis verdient.
Somit steht es also 2,5:2,5 und plötzlich hängt alles von der Partie Jakob gegen Heinemann ab…
Beide haben sich bei dieser Partie in leichter Zeitnot in die Verlängerung gerettet und es ist klar, dass hier Jakob am Drücker ist. Zwischen besserer Stellung und dem Sieg gegen einen erfahrenen Großmeister sind aber bekanntlich noch Welten dazwischen. Und genau so fühlt sich das beim Zusehen an. Bei jedem Zug von Posti staune ich und erkenne eine neue Idee – leider gilt das aber auch für die Verteidigungszüge von Heinemann. Die ganze Geschichte handelt immer noch im Mittelspiel – beide Damen und alle Türme sind noch am Brett, die Stellung geschlossen/verschachtelt. Jakob hat den aktiven Springer, Heinemann den defensiven Läufer.
Der Mannschaftssieg schien eigentlich schon relativ greifbar. Aber jetzt kommen mir eher so Gedanken wie: "Ein 3:3 gegen Gleisdorf wäre ja eh nicht so schlecht… " oder "Nur nicht verlieren, bitte!". Es zählt aber eh nicht, was ich denke oder wie es mir beim Zusehen geht. Viel mehr bewundere ich den mentalen Kraftakt, den Jakob hinlegt, der Heinemann Zug um Zug in eine schwierigere Verteidigungsposition bringt. Und dann kracht es so richtig!
Heinemann opfert 2 Bauern und die Quali um seinen Läufer zu aktivieren. Dieser agiert jedoch sehr gefährlich und Posti hat zum Beschützen seines Königs praktisch keine Bauern zur Verfügung (und wer stellt schon gerne seine Türme vor, wenn ein Läufer Schach gibt?!). Jakob schafft es aber auch nach knapp 5 Stunden noch immer die besten Züge zu finden und den Gegenangriff von Heinemann abzuwehren.
Zum Schluss kann wiederum Jakob mit einem sehenswerten Turmopfer und anschließendem Schachmatt die Partie für sich und den Wettkampf für uns entscheiden. Bravo, Jakob! Bravo, St. Valentin! Endstand: 3,5:2,5.
Bericht: Lukas Breneis
3.Runde: St.Valentin - Ansfelden 3:3






