25.01.2025, ein Schachdoppel der besonderen Art: Sowohl in der Landes- wie auch in der Kreisliga haben wir die jeweilige Mannschaft des SV Steyregg zu Gast. In der Vergangenheit gab es stets heiße Duelle – sowohl der ersten wie auch der zweiten Mannschaften. Neuerdings treten die Steyregger etwas kürzer (u.a. Rückzug aus der Bundesliga), was u.a. zur Folge hat, dass wir nun in der Landesliga mit unserer Zweiten die erste Garnitur der Gäste bekämpfen dürfen. Die Paarungen können sich sehen lassen, auch wir bieten trotz vieler krankheitsbedingter Ausfälle (v.a. der Jugendspieler) ein gutes Team auf. Einem gehaltvollen Duell steht somit nichts im Wege – und es entwickelt sich ein Triumph vor allem für jene, die die schwarzen Steine führen.
Brett 1: Alois Hellmayr - Florian Raber ½:½
Wie schon in der 1. Runde verstärkt uns Alois ein weiteres Mal. Er beginnt vorsichtig, wobei in seinem scheinbar verhaltenen Aufbau einiges an Pfeffer drinsteckt. Florian hält kreativ dagegen und stellt nach und nach unangenehme potenzielle Drohungen auf. Noch ist nichts Dramatisches passiert, aber es könnte jederzeit losgehen. Was also tun? Alois hat es irgendwie im Gespür, dass sich heute etliches in Richtung der Schwarzen entwickeln wird. Er beschließt, sein Glück nicht weiter herauszufordern, und nimmt Flos Remisangebot an. Die Analyse zeigt, dass beide bis aufs Äußerste gefordert gewesen wären, jeweils die richtigen Züge zu finden. Und selbst dann ist die Position alles andere als klar. Gutes Gespür!
Brett 2: Jörg Forstner - Johann Weilguni 0:1
Ich gebe zu, ich mache mir während der Partie große Sorgen, ob Hans es schaffen wird, Jörgs gefährlichem Angriff standzuhalten. Zu Unrecht! Hans beweist schon wieder, wie großartig er in Form ist, und hat stets alles bestens im Griff. Präzise berechnet er Jörgs Drohungen und startet rechtzeitig den entscheidenden Gegenangriff. Das weiße (aus Verzweiflung gespielte?!) Turmopfer verpufft. Nicht Schwarz wird mattgesetzt, sondern der Weiße kommt – mit Minusturm – kräftig unter die Räder. Chapeau!
Brett 3: Klaus Theuretzbacher - Gordon Meyer 0:1
Tja, das kommt davon, wenn man stets das Maximum herausholen will. Nach der von beiden Seiten einfallsreich gespielten Eröffnung fühle ich mich sehr wohl. Ich kann zwischen etlichen guten Möglichkeiten wählen – und verbrate damit wertvolle Zeit.
Dann entscheide ich mich für einen Bauerngewinn, der Gordons Figuren aktiviert und ihm reichlich Gegenspiel ermöglicht. Es kommt, wie es kommen muss. Unter dem zunehmenden schwarzen Druckspiel verkrampfe ich immer mehr, wähle zweimal nicht den besten Zug und lasse mir dann auch noch eine unverhoffte (und letztlich unverdiente) Chance entgehen, die Partie noch mal zu meinen Gunsten zu drehen. Danach spielt Gordon die Sache trocken zu Ende. Ende Gelände. Der Wermutstropfen der Runde.
Brett 4: Thomas Wadsack - Horst Müller 0:1
Manchmal kommt es einem so vor, als wäre Schach ein Glücksspiel. Zumindest auf unserem Niveau. Wie am Nebenbrett ist auch hier von Anfang an übermäßiger Zeitkonsum festzustellen. Die verwickelte Eröffnung fordert beide. Thomas findet den besseren Exit und geht mit einem oder zwei Mehrbauern in ein scheinbar klar gewonnenes Mittelspiel. Horst bleibt lästig, erhält jedoch nur minimale Gegenchancen, die er aber nutzen kann. Er profitiert – oh Wunder – von einem einfachen Einsteller seines Gegners und verwertet sein daraus resultierendes Figurenplus ohne Wimpernzucken. Glück gehabt!
Brett 5: Martin Koch - Herbert Holzmann 1:0
Wieder tanzt Martin aus der Reihe. Konnte er letztes Mal als einziger Schwarzer gewinnen, führt diesmal nur er die weißen Steine zum Erfolg. Und dies gegen einen sehr erfahrenen Spieler – Herbert beweist trotz hohen Alters, dass er noch immer äußerst zäh und gewitzt agieren kann. Martins druckvollem Spiel hat er jedoch nur wenig entgegenzusetzen. Dieser lässt ihn kaum zum Schnaufen kommen und bedankt sich dann höflich über des Schwarzen kräftige Mithilfe, als er ihm die Dame abluchst. Weiter so, Martin!
Brett 6: Hans-Martin Leichtfried - Michael Aigner 0:1
Wenn sich Michi eine Wunschpartie ausdenken könnte, würde die wohl ungefähr so aussehen: verschachteltes Zentrum, optischer Vorteil für seinen Gegner und großes Attacke-Potenzial seiner eigenen Figuren. Na, da lässt er sich nicht zweimal bitten. Er schickt Gary und Harry (die beiden Randbauern vor seinem kurz rochierten König) furchtlos zur Aufopferung nach vorne, um dahinter alle Figuren als Todesschützen in Stellung zu bringen. Nach einer kleinen bis mittleren Ungenauigkeit findet er wieder auf den Pfad der Tugend, also auf jenen der gnadenlosen Attacke, zurück und erzwingt mit ein wenig Mithilfe seines Kontrahenten dessen logische letzte Aktion, die Aufgabe. Absolut verdient!
Fazit
Weiterhin eine starke Saison. Souverän und durchaus verdient fahren wir den ersten hohen Sieg ein. Oder wie es unser (diesmal Non-Playing-)Captain Joachim formulierte: „Der Matchsieg ist vor allem dadurch gerechtfertigt, weil wir auch jene Partien gewinnen, wo wir komplett auf Verlust stehen!“ Häh?! Logik für Fortgeschrittene?!? Oder doch eher Logik für einen fortgeschrittenen Abend!? ;-)


Bericht: Klaus Theuretzbacher