Die Vorzeichen zu dieser Runden verhießen nichts Gutes: Erkrankungen, Ausfälle und dazu parallel stattfindenden Bundesligarunden sowie Jugendbewerbe stellten uns vor gewisse Probleme, ein halbes Dutzend Spieler für dieses Match zu finden. Dieses Kunststück gelang schließlich dank der sehr kurzfristigen Zusage von Konrad. Natürlich schraubten wir unsere Erwartungen für diesen Wettkampf etwas herunter und wären schon mit zwei Punkten nicht unzufrieden gewesen. Ein bisserl mehr nehmen wir natürlich immer.
Brett 1: Joachim Dornauer - Fabian Burrer ½:½
Mit dem üblichen Anzugsvorteil erlangte ich die etwas bequemere Stellung. Ein etwas dubios aussehender Springerzug von Fabian veranlasste mich, ein Bäuerchen zu opfern. Die Kompensation dafür war mehr als ausreichend: Schwarz musste einige Kunstgriffe aufbringen, um den Laden zusammenzuhalten. Erst daheim fand ich heraus, dass ich an einer Stelle wahrscheinlich stärker hätte spielen können. Zu spät. Die Partie endete an Ort und Stelle remis.
Brett 2: Michael Wimmer - Martin Koch 1:0
Michael und Martin spielten die Partie des Nachmittags: Von Anfang an ging es ordentlich zur Sache. Der junge Michael Wimmer spielte in der Italienischen Partie die berüchtigte Dubov-Variante. Ein messerscharfes Abspiel, bei dem Schwarz gehörig aufpassen muss, um nicht unter die Räder zu kommen. Martin war die Sache aber nicht unbekannt und ließ sich auf dieses Hauen und Stechen ein, das sehr an die romantische Epoche der Schachgeschichte erinnerte. Michael ließ einen Turm auf a1 hängen, nur um seinen Gaul von b1 über d2 und e4 zum Aufgabeln der Dame respektive zur Königsattacke zu beordern. Martin verschmähte das Geschenk und verzog sich vorsorglich mit dem schwarzen König zum Damenflügel, wo er nicht ganz sicher, aber doch etwas sicherer stand. Nachdem das erste Gewitter verzogen war und weitere sich ankündigten, war Zeit für eine Zwischenbilanz: Die Attacke des Weißen war verebbt, aber er hatte eine Qualität mehr am Konto. Martin freute sich über seine sehr starken Bauern und einen vorzüglich postierten Springer. Zwei Faktoren, die alleine das theoretische Materialminus wettmachten.
Das neuerliche Gewitter bescherte deshalb Weiß ein schweres Leben: Martin hatte klar die Initiative ergriffen und einen gefährlichen Angriff auf den weißen König vom Stapel gelassen. Alleine seine Bedenkzeit war knapp geworden. Dann der 40. Zug, der letzte vor der Zeitkontrolle: Mit wenigen Sekunden auf der Uhr opferte er mutig, aber überhastet seinen Springer für einen vermeintlich unabwendbaren Mattangriff.
Michael konnte sich die Sache in Ruhe anschauen, fand die richtige Parade und fesselte den übermütigen Gaul mit seinem Turm. Ein böses Erwachen für Martin: Entscheidender Materialverlust war unabwendbar. Selbst kombinatorische Tricks mithilfe seines weit vorgerückten Freibauern scheiterten an der unzureichend sicheren Königsstellung. Wenige Züge war der schwarze Traum ausgeträumt - 1:0. Schade für Martin um diese Partie nach einem großartigen Kampf.
Brett 3: Michael Aigner - Johann Wimmer ½:½
Michael erreichte einen leichten Vorteil mit Weiß. Die Strukturen erinnerten etwas an einen Königsinder mit vertauschten Farben. Johnny gefiel seine Position nicht. Er hätte aber etwas aktiver dagegen halten können. Es gelang ihm aber immerhin, das Feuer zu löschen, bevor es entfacht wurde. Die Analyse danach war spannender. Ein kurzes Remis.
Brett 4: Stefan Zoister - Johann Weilguni ½:½
Noch flotter, weil noch friedlichere Kontrahenten waren auf Brett 4 aufgestellt. Hier schien niemand Lust auf lang anhaltende Auseinandersetzungen gehabt zu haben. Die beiden einigten sich eilig auf einen gemütlicheren Nachmittag und auf ein Unentschieden, das besiegelt war, bevor die Partie so richtig losging.
Brett 5: Günther Huber - Harald Mayr ½:½
Günther und Harald schienen ambitionierter. Beide bauten sich umsichtig eine interessante Stellung auf, bei der man sich als Zuschauer Hoffnungen auf ein flottes taktisches Handgemenge machen durfte. Doch es kam anders: Die Bauernketten wurden verkeilt, damit die Wege der Figuren verstopft. Nach und nach wurde schließlich Figur um Figur abgetauscht. Sensationen ereigneten sich auf diesem Brett erwartungsgemäß keine mehr. Auch hier gabs ein Remis kurz vor der Zeitkontrolle.
Brett 6: Franz Zoister - Konrad Bräuer ½:½
Konrad verteidigte sich gegen Franz mit der berüchtigten Drachenvariante, eine der schärfsten Verteidigungen gegen Königsbauerneröffnungen. Aber der Drache spuckte diesmal kein Feuer. Er war sogar zahnlos: Franz gelang es früh, den Stolz der schwarzen Stellung, den schwarzfeldrigen Läufer auf der langen Diagonale, abzutauschen. Noch schlimmer: Die schwarze Stellung hatte durch die gelockerte Bauernkette gefährliche Löcher am Königsflügel bekommen. Kurzum: Man musste kein Prophet sein, um eine verheerende Offensive gegen den schwarzen König vorhersagen zu können.
Franz grübelte lediglich über die geschickteste Aufstellung seiner Figuren unter mehreren Möglichkeiten für dieses Unterfangen. Doch plötzlich gestattete er Konrad, den Damentausch zu erzwingen. Damit war ein Mattangriff in weite Ferne gerückt. Besorgt um seine im Endspiel gefährdeten, weit vorgerückten Bauern bot Franz etwas geschockt Remis, das Konrad akzeptierte.
Fazit
Die nicht unerwartete Niederlage fiel also knapp und erträglich aus. Mit etwas Glück war sogar der Sieg drinnen. In der Tabelle liegen wir auf einem soliden Mittelfeldplatz, von dem wir zuversichtlich in die Zukunft schauen können.
Bericht: Joachim Dornauer