Uiuiui, nichts für schwache Nerven! Erst schaut’s irgendwie super aus, der erste Sieg ist durch Luki sehr früh eingefahren, dann jedoch verschlechtern sich plötzlich einige Stellungen. Es braut sich eine herbe Enttäuschung zusammen, die Bretter 1, 4 und 6 scheinen davonzuschwimmen, auf 5 ist auch noch nichts klar, oje oje.
Und wir wissen, einen weiteren Rückschlag können wir gar nicht brauchen. Vielmehr hilft uns nur ein sehr hoher Sieg, wenn wir Hörsching in der letzten Runde noch fordern wollen. Und ja, das wollen wir auf jeden Fall. Unser Ziel lautet, den Vorsprung der Hörschinger auf 2 Punkte zu reduzieren, um dann mit einem 4:2 im direkten Duell am 6. April im Valentinum den Meistertitel zu erringen.
Mit Fortdauer dieses Samstagnachmittags erhört der Schachgott unsere Stoßgebete. Offenbar ist auch er an einem spannenden Finale interessiert und lässt daher die düsteren Wolken über unseren Partien vorüberziehen. Am Ende schaut dann doch noch das Wunschergebnis heraus.
Brett 1: Erwin Rumpl - Lukas Kepplinger 1:0
Die wohl atemberaubendste Achterbahnfahrt des Matches. Lukas pulverisiert die Ereignisse, „opfert“ vorübergehend die Dame, die er aber vorteilhaft (?) zurückbekommt. Letztlich entsteht ein für den unwissenden Betrachter völlig unübersichtliches „Endspiel“ mit je zwei Türmen, ungleichfarbigen Läufern und etlichen Bauern, die entweder schwach, blockiert oder Freibauern sind. Alle drei Ergebnisse sind möglich, irgendwann ist die Bedenkzeit aufgebraucht, man lebt von den 30 Sekunden Zuschlag pro Zug. Zu unser aller Überraschung schafft es Erwin, eine scheinbar deutlich schlechtere Position zu drehen und doch noch den ganzen Punkt für uns einzutüten. Das ambitionierte schwarze Spiel wird – glücklicherweise – nicht belohnt. Schnauf.
Brett 2: Peter Freimüller - Jakob Postlmayer 0:1
Auf Jakob ist Verlass. Alles bloß eine Frage der Zeit – diesmal braucht er vor allem in der etwas kurios anmutenden Eröffnung etwas länger. Peter wehrt sich lange tapfer, ergibt sich dann unter Jakobs Druck in ein Endspiel mit Minusbauer, das Jakob ruhig und sicher zum vollen Erfolg führt. Balsam für Nervöse, dieser Punkt ist nie in Gefahr.
Brett 3: Lukas Breneis - Christian Mörzinger 1:0
Ganz anders bei Luki, der zwar als erster den ganzen Punkt im Sack hat, dafür aber die tatkräftige Unterstützung seines Gegners benötigt. Überhaupt scheint es in dieser Partie um noble Gesten der Zurückhaltung und Ehrerbietung zu gehen. Denn die erste Partiephase verläuft nach dem Motto: Wie werde ich mein Plus am schnellsten und effektivsten los?! Anzugsvorteil? Nein danke. Stellungsvorteil? Muss nicht sein. Christian bleibt konsequent bei dieser Strategie, sich nicht beschenken zu lassen. Er spielt ein paar bescheidene Züge und drängt Luki geradezu zum 1:0. Naja, und so nobel, dass er sich da zweimal bitten lässt, ist der Luki dann auch wieder nicht.
Brett 4: Michael Kern - Florian Sandhöfner ½:½
Auch eher zäh. Flo quetscht das Maximum aus der verschachtelten Position, nämlich den Minimalvorteil eines Mehrbauern. Gleichfarbige Läufer verbleiben als einzige Figuren am Brett. Da kann doch der volle Punkt nur noch eine Sache der Technik sein… das haben sich wohl alle gedacht, doch Michael sieht das etwas anders und kämpft wie ein bengalischer Tiger. Nach und nach verabschieden sich die Bauern ins Nirvana, nur je einer kämpft sich durch bis zur Wiedergeburt als Dame. Der als letzter verbleibende schwarze Bauer ist leider der falsche (Randbauer, der nicht zum Läufer passt), Frauentausch für Florian daher keine Option. Flo muss ins Remis einwilligen, ob gelassen-demütig oder grimmig die Zähne knirschend, das bleibt sein Geheimnis. Om!
Brett 5: Klaus Theuretzbacher - Sebastian Ringer 1:0
Weil Casi kurzfristig ausfällt, darf ich noch mal ran. Wieder will ich meinen bestmöglichen Beitrag leisten, und wie schon in den letzten Wochen gestalten sich die ersten Züge etwas holprig. Beruhigend, dass ich dann die Initiative übernehmen kann. Trotzdem knifflig: unübliche Stellungsbilder, die sich öfters von Zug zu Zug ändern – aber immerhin bin ich derjenige, der dies willentlich herbeiführt. In den Komplikationen heißt’s den Durchblick behalten. Letztlich bringen sie mir einen Mehrbauer und bald einen zweiten. Am Schluss noch mal genau rechnen, yes, alle Varianten sauber, ein letzter Händedruck, juhu!
Brett 6: Sabahudin Mujevic – Reinhard Heimberger ½:½
Neben mir plagt sich Reini, ich kann gar nicht hinschauen, tue es trotzdem immer wieder, um mich mit großen Fragezeichen im Kopf wieder abzuwenden. Was geht da eigentlich ab? Eine, nun ja, kreative Eröffnung, Weiß zerstört die schwarze Rochadestellung, die weißen Felder rund um Reinis König sind alle unter weißer Kontrolle. Als Kompensation hat Reini seinerseits vage Angriffschancen und die leise Hoffnung auf weiße Lähmungserscheinungen. Irgendwas läuft kräftig schief, plötzlich scheint unser Captain auf Verlust zu stehen, nachdem er offenbar zu viel riskiert und dabei einen fiesen Zwischenzug übersehen hat. Sein Gegner hat sich zuerst geschickt verteidigt und dann seine Freibauern in Stellung gebracht. Die kosten Reini seine letzte Leichtfigur, mit dem Turm gelingt es ihm allerdings, den letzten weißen Bauern zu tauschen. Turm+Läufer gegen Turm+2 Bauern kann Weiß nicht mehr gewinnen, daher Ende der Aufregung, durchatmen und Frieden schließen. Puh.
Fazit
Mit fünf blauen Augen bestens davongekommen…
Falls jemand einen Namen für den Schachgott sucht, „Valentin“ würde doch gut passen, oder? Zumindest haben wir uns mit seiner Hilfe genau das erspielt, was wir beabsichtigt hatten, nämlich ein Finale mit Chancen. Am Samstag, 6. April ab 15 Uhr im Valentinum heißt es Daumendrücken und (leise) Anfeuern. Denn jetzt sind wir tatsächlich nur noch zwei läppische Pünktchen zurück. Auf geht’s, auf dass es sich ausgeht! Vale!
Ergebnisse
Fotos: Peter Kranzl
Bericht: Klaus Theuretzbacher