Hörsching hatte am Samstag mit einem 4,5:1,5 gegen Steyr vorgelegt. Es musste also ein hoher Sieg her, wenn wir unsere (vorletzte) Chance auf ein spannendes Ligafinale am 6. April im Valentinum sichern wollten. Denn da kommt es zum alles entscheidenden Aufeinandertreffen mit dem noch überlegenen Tabellenführer. Wenn wir uns in der nächsten, der vorletzten Runde noch einmal näher anpirschen, könnte der Meistertitel vielleicht doch noch den Hörschingern entrissen werden.
Aber bleiben wir bei der aktuellen Runde. Vöcklabruck ist als Vorletzter stark abstiegsgefährdet und tritt fast in Bestbesetzung an. Der Wettkampf ist von Anfang an eine klare Sache. Es läuft – endlich wieder einmal – alles für uns, fast alles. Punkt um Punkt in unserem Säckel, am Ende knapp am 6:0 vorbeigeschrammt. Was will man mehr?
Brett 1: Klaus Hofmair - Lukas Breneis 0:1
Eine lange sehr ausgeglichene Partie, von beiden Spielern sehr solide behandelt. Klaus und Luki neutralisieren sich, wenngleich eine Zuspitzung der Ereignisse stets in der Luft hängt. Luki hat die für Igel-ähnliche Stellungen typischen Hebel d5 oder b5, um die Ereignisse zu pulverisieren, doch Klaus stellt seinerseits ausreichend Gegendrohungen auf. Es wirkt ganz so, als werde die Remisbreite nie überschritten. Nur eben ganz zum Schluss kommt es plötzlich ganz anders. Einmal nicht aufgepasst, und schon hat „Cool Hand“ Luki zugegriffen und Material eingesackt. Stark.
Brett 2: Jakob Postlmayer - Wolfgang Bernhard 1:0
Nicht minder beeindruckend Jakobs Performance. Aus einer merkwürdigen Eröffnung mit eigenartigen Stellungsbildern quetscht er einen minimalen Vorteil, den er langsam mit sicherer Hand bis ins Endspiel hinein ausbaut. Wolfgangs Läufer wirkt wie ein Statist, ein unbeteiligter Zuschauer. Ihm gegenüber Jakobs dominanter Springer, quasi ein Hengst, der in alle Richtungen schnaubt. Das Ende tritt dann doch überraschend schnell ein. Und, wie nicht anders zu erwarten war, ist es der mächtige Gaul, der ganze Arbeit leistet und die Ernte für Jakob in die Scheune einfährt.
Brett 3: Karl Sacherer - Florian Sandhöfner 0:1
Im Fußball nennt man es Spiel auf ein Tor. Damit ist zum Verlauf dieser Partie alles gesagt. Wer mit Fußball nichts am Hut hat, stelle sich einfach vor, dass der Tisch auf der weißen Seite um einen halben Meter niedriger ist als auf der schwarzen. Das Einzige, worauf Flo beim Spiel auf der schiefen Ebene aufpassen muss, ist, dass er nicht über das Ziel hinausschießt, quasi seine Figuren hinter der gegnerischen Grundreihe versenkt. Aber nein, Flo hat keine Sorgen. Und geht trotzdem nicht sorglos oder gar überheblich mit der klaren Ausgangsposition um. Sondern bringt souverän den Pflichtsieg ins Trockene.
Brett 4: Reinhard Heimberger - Karl Gneiss 1:0
Wow. Wie aus einem Guss spielt Reini diese Partie. Sein Gegenüber, der routinierte und noch immer äußerst gefährliche Karl, muss neidlos (?!) anerkennen, dass heute kein Kraut gegen unseren Captain gewachsen ist. Reini kombiniert positionelle und taktische Motive, bietet sogar einen Bauern zum Fraß an – ein Wunder, möchte man meinen. Aber natürlich ist das Bäuerlein vergiftet, eh klar, so einfach schenkt unser Reini nix her. Karl ist da anderer Meinung und greift zu. Dann geht’s ratzfatz, mit einer netten Mattdrohung wird die Dame aus der Fesselung befreit und die Mehrfigur entscheidet. Kurz und schmerzvoll – so soll es sein.
Brett 5: Josef Mitterndorfer - Andreas Eder ½:½
Schade, auch hier ist das Happy End oft sehr nahe. Weiß attackiert, Andi lässt sich zuerst scheinbar etwas zurückdrängen, kontert dann überzeugend und übernimmt somit recht bald die Partie. Er etabliert äußerst unangenehmen Druck auf die gegnerischen vorlaut vorgepreschten Bauern. Einmal sieht er eine Möglichkeit, die ihm den sicheren Gewinn gebracht hätte, aber verzichtet darauf. Dann kommt Weiß plötzlich etwas auf und stellt seinerseits unangenehme Drohungen auf. Andi gelingt es jedoch, in ein klar vorteilhaftes Endspiel abzuwickeln. Es fehlt leider nur der finale Coup. Das Remis schmeichelt dem Weißen.
Brett 6: Klaus Theuretzbacher - Franz Mitzka 1:0
Ganz anders diese Partie. Anfangs steht Franz optisch besser, mein Spiel wirkt, nun ja, etwas einfallslos. Die Position ist verschachtelt, beide sind wir mit unseren Bauern und Türmen festgelegt, und auch unsere Leichtfiguren sind die meiste Zeit recht perspektivenlos. Dann entwickelt sich alles in meine Richtung, meine Figuren dominieren alle wichtigen Felder, ich gewinne einen Bauern. Siegesgewiss passiere ich die Zeitkontrolle und mache – irritiert davon, dass die Uhr falsch eingestellt ist – im 41. Zug einen Fehler, der Franz wieder hoffen lässt. Nun spitzt sich das Ganze zu: verflixt, etwas übersehen, nein, geht sich eh gut aus, ich kassiere weitere Bauern, die Gegendrohungen hab ich im Griff, nein, doch nicht, ich bin kaputt, ah, ein rettender Strohhalm, die Bauernwalze kann sich in Bewegung setzen, was ist schon ein Minusturm, gewinne ich doch noch? Au weh, nur Remis, es sei denn… Ja, der berühmte letzte Schmäh rettet mir noch den ganzen Punkt, Glück gehabt. Ein hart erkämpfter Sieg.
So darf es weitergehen! Wer weiß, wer weiß, vielleicht werden ja die Hörschinger noch etwas nervöser und helfen mit, dass es noch spannender und enger wird?! Wir haben jedenfalls wieder die Fährte aufgenommen…
Bericht: Klaus Theuretzbacher