2.Landesliga: Haslach - St.Valentin 2:4

Das Gastspiel bei Haslach, diesmal ausnahmsweise in Sarleinsbach., das Haslacher Spiellokal ist von Schnapsliebhabern (die mit den Karten, vordergründig nix Hochprozentiges!) bevölkert. Franz Fuchs, der Haslacher Mannschaftsboss, stellt freundlicherweise sehr würdige Räumlichkeiten unweit seines Domizils zur Verfügung und eine überraschend starke Crew auf.

Unser Motto der Runde? Den Vorsprung auf die Verfolger (Steyregg, ASV, Voest) zumindest halten.

Die Taktik? Black Power! Und das im oberen Mühlviertel, im schwarzen Kernland sozusagen.

Was rauskommt? Black Beautys – zumindest auf den Schwarzbrettern gestaltet sich der Wettkampf zum tierischen Vergnügen. Ein Vergnügen mit Fluss- und gewöhnlichen Pferden, Igeln und anderen Allesfressern… Und Weißpartien, die sich hauptsächlich um Qualitätsfragen drehen…

Brett 1: Roland Gruber - Joachim Dornauer 0:1

En garde! Unser Captain in Bestform – allez! Schon nach wenigen Zügen übernimmt Joachim als Schwarzer das Ruder und gibt es nicht mehr her. Der Weiße, ein durchaus starker Legionär aus dem Freistaat Bayern und der ELO-Mächtigste der Haslacher, muss dies sehr bald zur Kenntnis nehmen. Sein Hippopotamus im Anzug stellt sich als harmloser Dickhäuter heraus. Also macht er auf untertänig, wirft Joachim ein Bäuerlein zum Fraße vor, vielleicht, um sein Gegenüber milde zu stimmen, vielleicht, um doch noch eine Meuterei zu versuchen. Doch so leicht lässt sich ein Captain nicht von seinem Kurs abbringen. Gnadenlos verschmäht er die Ablenkung und steuert zielsicher auf den Hafen des vollen Punkts zu. Touché!

Brett 2: Peter Kranzl - Christian Höglinger ½:½

Oje. Hat sich da etwa jemand auf unseren Caro-Kann-Connaisseur vorbereitet? Wusste Christian gar schon vorher, mit wem und mit welcher Variante er es zu tun bekommt? Man sollte wohl an dieser Stelle nicht so viel über unsere Eröffnungsgeheimnisse verraten, denn dann kann man leicht ausgetrickst werden. Peter hat praktisch die gleiche Variante wie gegen LSV auf dem Brett, glaubt, leicht mit seinem Gegner fertig zu werden, und spielt demnach siegessicher und – ja, leider leichtfertig. Sieht Gespenster, das Wunschdenken blendet ihn, objektiv betrachtet erleidet er einen massiven Qualitätseinbruch. Er wacht gerade noch rechtzeitig auf, um die Notbremse zu ziehen und Christian ein Remis anzubieten. Das dieser nach kurzer Meditation auch annimmt.

Brett 3: Andreas Priesner - Klaus Theuretzbacher 0:1

Wenn sich alte Bekannte am Schachbrett treffen, kann das mitunter in friedliche Remisen und nostalgische Schwelgereien ausarten. Nicht hier, denn Andi weiß mit meiner Ungleichgewichte heraufbeschwörenden Igel-Verteidigung wenig anzufangen. Schon bald gehen ihm die Ideen aus, seine Pferde hoppeln wie hyperaktive Kaninchen planlos durch die Gegend. Ich verbessere meine Stellung Zug um Zug, unaufgeregt, unspektakulär und nachhaltig. Im richtigen Moment die Zuspitzung der Ereignisse. Der Igel fährt seine Stacheln aus: erstmalig wage ich mich auf die 5. Reihe und darüber hinaus, verkompliziere die Position, schicke meine deutlich besser disponierten Springer aus, um Bauer, zweiten Bauer und bald den ganzen Punkt einzusacken. Praktisch fehlerloses Spiel, wie aus einem Guss, ich bin hochzufrieden und ziehe die Stacheln wieder ein.

Brett 4: Martin Koch - Alois Löffler ½:½

Auch hier viel Routine auf der schwarzen Seite. Martin holt aus den Verwicklungen im Zentrum und dem allzu raschen Schlag- und Figurenabtausch nicht besonders viel heraus. Ein unvorhergesehener Qualitätsverlust wird zum unbeabsichtigten und überaus starken Qualitätsopfer, Martin stellt mit Dame und Läufer starke Drohungen auf. Leider findet er den (schwer zu entdeckenden) Sieg bringenden Mattangriff nicht und beide sind letztlich froh, dass er mit Dauerschach ins Remis abwickelt.

Brett 5: Johann Gutenberger - Johann Weilguni ½:½

"Unser" Hans steht uns um nichts nach und lässt keine Zweifel daran, der dritte Schwarzmagier an diesem Nachmittag zu werden. Als Meister des Spiels der drei Springer sagt er sich still und heimlich: „Haha, ich bleibe mit einem vor Kraft und Perspektive strotzenden Pferd über. Wohingegen du einen armseligen Läufer vorzuweisen hast, dem seine Bauern die Sicht versperren.“ Er lässt sich nicht lumpen, stiehlt einen Bauern, dann noch einen, es scheint schon alles entschieden. Dann verlässt ihn plötzlich der Appetit, und er verschmäht den dritten – blöderweise genau jenen, der wagemutig nach vorne prescht und beinahe zu Hansens Sargnagel wird. Da helfen auch keine Pferdestärken mehr, die Mattdrohungen auf Grundreihe und schwarzen (!) Feldern lassen kein aktives Spiel mehr zu. Schade. Black Beauty muss in diesem Fall im entscheidenden Moment leider wieder in ihren Stall zurück.

Brett 6: Thomas Kim - Hermann Barth ½:½

Und wieder eine Youngster-Premiere: Thomas verstärkt das erste Mal eine Landesliga-Mannschaft. Viele weitere werden folgen, eine risikolose Prognose. Schon bei der Hinfahrt sprudelt er die Theorie nur so heraus, ganz ähnlich verläuft die Partie. Beide (auch sein Oldie-Gegner!) finden stets die besten Züge, und dann – auch noch nach Buch! – opfert Thomas die Qualität auf Position und Angriffschancen. Hermann verteidigt sich aber geschickt, die Partie scheint in Richtung Schwarz zu kippen. Aber eben nur scheinbar. Thomas hat alles im Griff und mit Dauerschach einen sicheren Rettungsanker. Also einigt man sich auf Remis. Premiere gelungen, Gratulation!

Fazit

Ein intensiver und letztlich sehr erfreulicher Nachmittag, der noch beim (mindestens genauso lange dauernden) abendlichen Après-Schach ebenso intensiv verarbeitet werden muss. Immerhin gibt es neben der Premiere von Thomas und unseren Glanzpartien den Ausbau der Tabellenführung zu feiern, hat doch unser bis dahin stärkster Konkurrent Steyregg gepatzt und von den Georgiern (jene an der Gusen) eine auf den Zutz bekommen. Nächstes Mal dürfen wir dann die Steyregger bespielen…

Fotos: Peter Kranzl

Bericht: Klaus Theuretzbacher