2.Landesliga, 7.Runde: St.Valentin - LSV/Westbahn 3,5:2,5

Tabellenführung wieder erfolgreich verteidigt! Mit einem knappen und letztlich sogar etwas glücklichen Sieg gegen die zwar nominell unterlegenen Linzer, die allerdings mit Unmengen an Routine gesegnet und deshalb keinesfalls zu unterschätzen sind. Aufgrund einer kurzfristigen Wallnerschen Herbergsverweigerung landen wir diesen Sieg beim Nachbarn, dem sehr gastfreundlichen Rogl, auch bekannt als Hotel Post. Als Belohnung für den Aufwand gibt‘s 1a Spielbedingungen.

 

Brett 1: Peter Kranzl - Gernot Imhof 1:0

Was macht unser Cheffotograf, wenn ihm sein Alapin-Sizilianer kreativ beantwortet wird? Der Caro-Kann-Spezialist macht einfach eine Variante des Panov-Systems draus, schnappt sich einen Bauern und verteidigt diesen ohne Wenn und Aber. „Schon tausendmal gespielt, mit Weiß und mit Schwarz“, so sein beruhigender Kommentar noch während der Partie. Bald ist Gernot des Spiels ohne Perspektive überdrüssig und opfert eine Figur für eine Andeutung eines Königsangriffs. Es bleibt bei der Andeutung, Peter spielt die Geschichte ruhig und trocken nach Hause. Cool, man!

Brett 2: Radoslav Flasik - Klaus Theuretzbacher 1:0

Der Name Benko steht heutzutage eher für breitspurig aufgeblasenes Auftreten mit wenig Substanz dahinter. Das altehrwürdige Wolga-Benkö-Gambit (wohlgemerkt: mit ö!) kann da schon deutlich mehr als bloß Nebelgranaten zu werfen. Ich fühle mich recht wohl nach der Eröffnung, auch wenn ich mich an die Theorie nicht mehr erinnere und der Rechner im Nachhinein stets +1 für Weiß meint. Jedenfalls höchst interessant. Rado spielt gewohnt solide, riskiert nichts. Ich forciere das Spiel, opfere die Qualität auf Position. Geht auch beinahe auf. Leider nur beinahe. Denn gegen Ende findet Rado die besten Züge. Bei der wie immer intensiven Nachbetrachtung mit den Herren Joachim und Peter komme ich zu dem Schluss: Wenn schon verlieren, dann auf diese Weise.

Brett 3: Joachim Dornauer - Johann Hainzinger 1:0

Hier gibt’s ungarische Kost, das Budapester Gambit wird vom wie immer etwas unkonventionell eröffnenden Johann serviert. Joachim hat Appetit, greift kräftig zu und verspeist erst ein Bäuerchen und dann ein sich wacker im Gefecht opferndes Pferd. Kleiner Fun-Fact: Auch das ist Schach, wenn das Bäuerchen schon vor dem Hauptgericht dran ist. Wichtig für den Sieg, dass sich Joachim nicht mit dem Festmahl begnügt oder gar selig wegschlummert, sondern höchst wachsam alle Angriffsversuche seines Gegners abwehrt. Souverän.

Aufmerksame Beobachter fragen sich vielleicht: Woher kommt das, dass Brett 1 bis 3 so ähnlich verlaufen? Dreimal hat Weiß nach der Eröffnung einen Bauern mehr, dreimal setzt Schwarz auf den Gegenangriff, dreimal gewinnt Weiß. Zugegeben, der Erklärungsversuch klingt verrückt: eine gemeinsame Vorbereitung (mehr ein Eingrooven), ein Auto, ein Motto. Zur Erklärung für alle, die nicht dabei waren: Peter kutschierte Joachim und mich in seiner Ein-Quadratmeter-Innenraum-Limousine nach Valentin, wir hatten schon auf der Hinfahrt viel Spaß, u.a. mit dem schrägen Protestsong: „Sepp hat gesagt, wir müssen alles anzünden“. Nichts für labile Geister, für andere sehr empfehlenswert ;-)

Brett 4: Mostafa Shiri - Gerald Herndl 1:0

Das hat sich Gerald sicher ganz anders vorgestellt. Und leichter. Einige unachtsame Züge in der Eröffnung, kurz darauf ist seine Position eine Ruine. Dann verliert er die Qualität und sucht seine Gegenchance in einem verzweifelten Angriff. Der Angriff verpufft, die Verzweiflung bleibt.

Brett 5: Johann Weilguni - Klaus Payrhuber 1:0

Uiuiui, diese Partie hätte auch ganz rasch ganz anders ausgehen können. Hans hat zwar etwas mehr Raum, aber nach und nach übernimmt sein Gegner das Zepter. Zwischendurch sieht es sogar deutlich danach aus, als würde sich hier ausnahmsweise der Schwarzspieler durchsetzen. Dann gelingt es Hans jedoch, die Damen und Türme zu tauschen, den schwarzen Druck abzuschütteln und in ein anspruchsvolles Endspiel zu kommen. Dort spielt er all sein Können aus und sorgt in der allerletzten Partie doch noch für den knappen Mannschaftssieg.

Brett 6: Günter Höbarth - Martin Koch ½:½

Ja, ja, die berühmte Remisbreite. Wenn man da nicht drüber kommt, wird das nichts mit einem ganzen Punkt. Günter will ganz offensichtlich nicht, Martin kann nicht, obwohl leichter Favorit. Weil er Schwarz hat, weil es die Stellung nicht hergibt, weil er den Weg ins kalkulierte Risiko nicht findet oder auch, weil Günter etwas dagegen hat: gutes, solides Spiel nämlich. Das erkennen lässt, dass er zumindest früher einmal um die einen oder anderen hundert ELO-Punkte schwerer war.

Fazit

Alles in allem wenig Veränderung in der Tabelle. Trotz beinahe Bestbesetzung in Sachen ELO-Punkte können wir uns nicht weiter absetzen, müssen froh sein mit dem knappen Sieg. Den einen oder anderen unangenehmen Gegner gibt es noch. Wir sind guter Hoffnung, weiterhin – am besten auch nach der letzten Runde! – von der Tabellenspitze lächeln zu können. Spätestens im April wissen wir mehr…

Bericht: Klaus Theuretzbacher

Fotos: Peter Kranzl