Sizilianisch scharfes Schachtraining mit Georg Danner

Am 19. Februar veranstalteten wir einen weiteren, den mittlerweile fünften Trainingsabend mit Georg Danner. Die Popularität dieser Veranstaltung war auch diesmal wieder gegeben, denn um die 25 Personen aus verschiedenen Vereinen lauschten an diesem Freitagabend den Ausführungen des Meisters.

 

Georg kam direkt von einem österreichischen schachlichen Großereignis, dem Grazer Open. Er spielte zwar nicht mit, war aber als Kiebitz dabei und konnte viel Interessantes berichten. So zeigte er zum Auftakt ein Turmendspiel, bei dem Schwarz mit zwei Mehrbauern um Haaresbreite nicht gewinnen sollte, weil der weiße König zu aktiv gestanden war. Dennoch war auf beiden Seiten Genauigkeit gefordert, um das Maximum aus der Stellung herauszuholen. Das zweite Beispiel war eine sehenswerte Studie, bei der ein hübsches Treppenmanöver der weißen Dame zu einem netten Mattbild führte. Die Fortsetzung des anspruchsvollen Aufwärmprogramms bildete wieder ein Turmendspiel, das durch einen Dauerschachmechanismus in einem verblüffenden Remis endete.

Auf mehrfachen Publikumswunsch bereitete Georg für uns einen Schwerpunkt vor, mit dem vermutlich viele Abende gefüllt werden könnten: die Sizilianische Verteidigung. Georg spielte diese sehr beliebte und riskante Verteidigung selber viele Jahre, und sie war ein fester Bestandteil seines Eröffnungsrepertoires. Nach einer allgemeinen Einführung, die eine Übersicht über die Hauptlinien gab, stellte er uns exemplarisch eine Partie vor, die viele der wichtigsten strategischen und taktischen Motive enthält. Sie stammte aus dem "Comeback"-Wettkampf von Bobby Fischer, bei dem gegen seinen alten Rivalen Boris Spassky 1992 in Jugoslawien spielte. Als nach der Eröffnung alles nach wechselseitigen Rochadeangriffen ausschaute, präsentierte Fischer ein kurioses Springermanöver, um ein Figurenpärchen am Damenflügel im Kistchen verschwinden zu lassen. Dann ging es aber mit einer schachlichen Messerstecherei los, bei der "Onkel Bobby" den Königsflügel von Schwarz "aufschlitzte", also Angriffslinien für die Türme öffnete. Mit der Exaktheit, die ihn schon Jahrzehnte zuvor auszeichnete, bereitete er eine Vertripelung seiner Schwerfiguren vor. Ein lehrreicher Moment, wie Georg ausführte, denn oft spielt man in solchen Situationen nur den zweitbesten Zug, um am Ende festzustellen zu müssen, dass "wieder ein Bröserl" fehlt, um den Gewinn einzustreifen. Der beste Zug wurde übrigens sofort von unserem Steyrer Schachfreund Günther Almer ausgerufen, wofür eine Autogrammstunde fällig gewesen wäre.

Nach der Pause nahmen wir die erste von zwei Partien unter die Lupe, die von St.Valentinern gespielt wurden. Bei dieser ging es anfangs vergleichsweise ruhig zu. Von Georg gab es wertvolle Tipps für das Positionsspiel. Nachdem beide Spieler ihre Chancen nicht immer voll nützen konnten, gewann Weiß durch das Programm "Bauer sucht Dame", das Georg an eine Fernsehsendung erinnerte.

 

Anschließend folgte Teil 2 des Sizilianisch-Schwerpunkts. In der ganz neuen Partie spielte Tina Kopinits gegen den stärker eingestuften Ungarn Bence Szabo im Grazer Open. Tina hatte sich sehr lange sehr gut geschlagen und alle Chancen, zumindest ein Remis zu erreichen. Ein Blackout machte aber diese zunichte.

 

Eine sehr lehrreiche Bauernendspielstudie von Grigoriev wurde danach untersucht. Harald Casagrande, der auch im Publikum war, kannte die meisten Motive. Einige Stunden später erzählte Harry , dass er vor vielen Jahren ein auf den ersten Blick remisiges lehrreiches Bauernendspiel gewonnen hatte.

 

Die zweite St.Valentiner Partie stand im Mittelpunkt des dritten Teils unserer "Sizilianischen Untersuchungen". Florian Sandhöfner hatte sie bei der Staatsmeisterschaft 2015 gespielt. Eine wilde Auseinandersetzung, bei der der Ausgang lange ungewiss war, ist ganz typisch für diese Stellungstypen und unterstreicht, warum Sizilianisch bei vielen so beliebt ist. Zum Entspannen gab es abschließend einige Matt- und Endspielstudien zu knacken, die den Trainingsabend abrundeten.

 

An diesem kurzweiligen Abend war wohl wieder für jeden etwas dabei: lehrreiche Fehler und Lösungen, hilfreiche Anleitungen zum besseren Spiel, Tipps fürs Training und natürlich unterhaltsame Hintergrundgeschichten. Das umfangreiche Partienmaterial wird wieder an alle Teilnehmenden versandt.

 

Bericht: Joachim

Fotos: Andreas

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