Am 30.10.2015 war es wieder soweit: Wir durften die österreichische Schachlegende, unseren Haus- und Hoflehrmeister Georg Danner wieder bei uns begrüßen. Er hielt erneut einen sehr lehrreichen und unterhaltsamen Schachtrainingsabend in unserem Vereinslokal ab, dazu erschienen zahlreich Schachbegeisterte aus Linz, Steyr, Ybbs, Böhlerwerk und Hörsching.
Los ging es mit zwei Endspielstellungen, die Georg auf einem Brett aufgebaut hatte. Die erste Stellung war ein Endspiel, bei der Genauigkeit gefragt war, um einen Randbauern mit
Läuferunterstützung zur Dame wandern zu lassen, und das trotz des "falschen" Umwandlungsfeldes. Das zweite Beispiel zeigte, dass man in einem Endspiel Dame gegen Turm und den beiden Königen auch
noch mit deutlichem Materialplus ins unvermeidbare Remis stolpern kann.
Im Anschluss gab es noch eine kombinatorische Endspielstudie, bei der Ablenkung und Hinlenkung als doppeltes Figurenopfer auftraten, und so einem Freibauern die Umwandlung zur Dame ermöglichten.
Nach diesem Aufwärmtraining zeigte Georg eine Partie von seinem bulgarischen Schachfreund Vesselin Topalov. Topalov sicherte sich im frühen Stadium den Vorteil des Läuferpaars, wie es selbst
Georgs "Onkel Kortschnoi" nicht besser hätte machen können. Der hübsche finale Mattangriff war eine Augenweide.
Von Topalov gab es dann noch ein zweites Gustostückchen zu sehen. Sein Gegner war diesmal der bekannte Großmeister Morozevich, der auch nicht durch langweilige Partien seinen Bekanntheitsgrad erlangte. In einer relativ alten Nebenvariante der Benoni-Verteidigung verstärkte Topalov das weiße Spiel. Dabei war aber Sorgfalt angebracht, denn zuviele Schwächungen des Königsflügels könnten zu "ungebetenen Mädchenbesuchen" der schwarzen Dame führen. Trotz der äußerst findigen Verteidigung Morozevich' konnte er schließlich in ein klar vorteilhaftes Damenendspiel übergehen. Überraschend war, wie schnörkellos dieses Endspiel zum Gewinn geführt werden konnte. Topalovs gedeckter Freibauer hatte die besten Eigenschaften eines vollgetankten Ferraris, während Morozevich' verbundene Bauern ohne Benzin nicht von der Stelle kamen.
Nach der Pause zeigte Georg wieder lehrreiche Endspiele: zum Beispiel wie man ein Endspiel Turm gegen Läufer, in dem beide Seiten keine Bauern mehr besitzen, zum Gewinn führen kann.
Georg zeigte danach einige Partien aus seinem eigenen Schaffen. In einer damenindischen Partie hätte sein Gegner den vergifteten Zentralbauern besser nicht verspeisen sollen. Er war nämlich böse
vergiftet, und als sein Gegner das erkannte, gab er folgerichtig und augenblicklich auf.
Zum Abschluss gab es noch zwei Partien, in den Stellungen aus dem c3-Sizilianer untersucht wurden. Taktische Motive am Königsflügel, die sich durch aktive Läufer ergeben, sowie typische
Zentrumskonstellationen standen in diesen Beispielen im Vordergrund.
Auch an diesem Abend hat es Georg wieder zustande gebracht, das versammelte Auditorium an seinen Schachvortrag zu fesseln, viele hilfreiche Merksätze zu vermitteln und vor allem mit Humor die
Lust auf analytische Betrachtungen zum eigenen Schach zu steigern. Seine kurzweiligen Ausführungen regten zum Mitdenken und zur Diskussion an.
An alle Teilnehmer werden auch dieses Mal die Dateien zum Training versendet, um in aller Ruhe die Züge am eigenen Computer nachspielen zu können. Wir freuen uns jedenfalls jetzt schon auf die kommenden Veranstaltungen mit Georg: Das nächste Training wird voraussichtlich im Jänner stattfinden. Informationen dazu gibt es auf unserer Homepage sowie auf der Webseite des Landesverbandes.
Fotos: Peter, mehr
Bericht: Joachim